48607 Ochtrup, den

Ehrung Prälat Scheipers und seiner Schwester Anna Schweppe

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hutzenlaub,
sehr geehrte Damen und Herren des Rates,

als CDU-Ortsunion und Fraktion setzen wir uns für eine weitere öffentliche Würdigung unseres inzwischen verstorbenen Ehrenbürgers Hermann Scheipers und seiner Zwillingsschwester Anna Schweppe, geborene Scheipers, ein.
Mit Mut, Charme und großem Gottvertrauen haben die Zwillinge Anna und Hermann Scheipers ihr Leben ohne Rücksicht auf eigene Gefährdungen für Menschenwürde, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit sowie gegen Intoleranz, Diskriminierung und staatliche Willkür eingesetzt und gekämpft. Diese Zivilcourage der Zwillinge während der schrecklichen NS- Zeit ist in der Bundesrepublik und weit darüber hinaus als beispielhaft bekannt, anerkannt und mehrfach öffentlich gewürdigt worden.

Anna Schweppe (*24. Juli 1913 in Ochtrup; † 8. Dezember 2007 in Münster) war die Zwillingsschwester des katholischen Priesters Hermann Scheipers. Sie hielt nach der willkürlichen Inhaftierung ihres Bruders und seiner Überstellung in das Konzentrationslager Dachau von Ochtrup aus unter Lebensgefahr den Kontakt zu ihm aufrecht. Besonders sie schmuggelte – wie auch andere Familienangehörige – Briefe, Lebensmittel und Medikamente ins KZ.
Als ihr Zwillingsbruder 1942 nach einem Schwächeanfall in den Invalidenblock verlegt worden war, von wo aus regelmäßig Häftlinge zur Vergasung deportiert wurden, drang Anna Schweppe zusammen mit ihrem Vater mutig bis in das Reichssicherheitshauptamt in Berlin vor. Ihre couragierte Intervention rettete ihren Bruder und damit zugleich viele weitere Priester vor dem Tod in der Gaskammer. Für dieses herausragende Engagement ist Anna mehrfach öffentlich geehrt worden: 1987 Ehrenkreuz Pro Ecclesia et Pontifice (Päpstlicher Verdienstorden), 2002 Bundesverdienstkreuz (zusammen mit ihrem Bruder Hermann), 2009: Benennung des Anna-Schweppe-Wegs in Münster Sudmühle, wo sie zuletzt mit ihrer Familie wohnhaft war.

Als Heimatstadt sollten wir jetzt dazu beitragen, diese Erinnerung wach zu halten, das Gedenken an beide Persönlichkeiten zu fördern und damit auch einer bleibenden Ehrenbezeugung dienen.

Daher regen wir an und beantragen zugleich hiermit, in Ochtrup z.B. eine Straße oder einen Platz (etwa Scheipers-Platz vor dem Elternhaus) nach Anna und Hermann Scheipers zu benennen. Eine Hinweistafel sollte die besondere Zivilcourage der Geschwister erläutern.

Darüber hinaus regen wir als weiteren Beitrag zur Geschichtspolitik und Erinnerungskultur an, in Ochtrup einen „Stolperstein“ für Hermann Scheipers zu verlegen.
Ein Kunstprojekt, das die Erinnerung an die politisch Verfolgten im Nationalsozialismus lebendig hält. Dazu gehörte ohne jeden Zweifel Prälat Hermann Scheipers.
Er wurde als katholischer Priester wegen seines Einsatzes als Seelsorger verfolgt, willkürlich verhaftet und ohne jede gerichtliche Anklage als Feind des NS-Staates in das KZ Dachau eingeliefert.

Der Initiator des nicht nur bundesweiten sondern internationalen Kunstprojektes, Gunter Demnig, hat diesem Vorschlag bereits grundsätzlich zugestimmt.
Er würde gern für die Verlegung eines neuen Stolpersteines wieder nach Ochtrup kommen.

Als dafür geeigneten Ort könnten wir uns z.B. den Platz vor der früheren elterlichen Wohnung oder den Eingangsbereich vor seiner heimatlichen Pfarr-, Tauf- und Primizkirche St. Lamberti vorstellen.
Da es sich jeweils um öffentliche Flächen handelt, ist in jedem Fall die Zustimmung des Grundstückseigentümers erforderlich. Der Antrag selbst ist dann durch die Stadt bzw. durch die Kirchengemeinde zu stellen.

Die Kirchengemeinde St. Lambertus erhält daher diesen Antrag in Kopie, ebenso der Heimatverein Ochtrup.

Mit freundlichen Grüßen
Herbert Löcker
Hedwig Fehren
Hajo Steffers