Auch das Bistum und die Presse würdigt Prälat Scheipers zu seinem Ehrentag.
Hier der Artikel der Kirchensite des Bistums Münster. Auf der Seite finden sich auch weitere interessante Artikel zum Leben und Wirken des Prälaten:
Scheipers wird 100 Jahre alt und zweimal Ehrenbürger
Ochtrup. 100 Jahre alt wird am Mittwoch (24.07.2013) Prälat Hermann Scheipers, der letzte Überlebende aus dem "Priesterblock" des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Dachau bei München. Der Jubilar sieht dem Tag gelassen entgegen: "Nachdem ich in meinem ganzen Leben viel Gutes erlebt und alle Mühsal und Beschwer getragen habe, will Gott mir nun den 100. Geburtstag schenken." Der gebürtige Ochtruper bezieht sich auf Psalm 90,10, den er gern zitiert: "Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, sind es achtzig. Das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer."
Anlässlich des Geburtstags findet am Sonntag (28.07.2013) um 8.30 Uhr ein Gottesdienst in St. Lambertus Ochtrup statt. Danach ist eine Begegnung mit geladenen Gästen im Seniorenheim "Ferdinand-Tigges-Haus" vorgesehen. Zu seinem Geburtstag ernennen seine Geburtsstadt Ochtrup sowie Wilsdruff in Sachsen Scheipers zum Ehrenbürger. In Wilsdruff war er von 1952 bis 1960 Seelsorger.
Vier Jahre im Konzentrationslager
Scheipers, 1937 zum Priester des Bistums Dresden-Meißen geweiht, wurde 1940 von den Nationalsozialisten verhaftet, saß zunächst in Leipzig in Haft und kam 1941 als "Staatsfeind" nach Dachau. Er hatte sich um polnische Zwangsarbeiter gekümmert und Messen für sie vorbereitet.
Seine Zwillingsschwester rettete ihn und weitere Geistliche 1942 vor der Gaskammer. Scheipers hatte ihr eine verschlüsselte Nachricht zukommen lassen, er stehe vor dem Abtransport. Daraufhin gab Anna Scheipers beim Reichssicherheitshauptamt in Berlin vor, im Münsterland werde erzählt, in Deutschland würden Priester vergast. Da diese Aktion aber geheim bleiben sollte, wurde sie nicht fortgeführt.
Seelsorger in der DDR
1945 gelang Scheipers auf einem "Todesmarsch" Dachauer Häftlinge die Flucht. Danach war er wieder Seelsorger im Bistum Meißen, geriet auch mit dem DDR-Regime in Konflikt. Als Ruheständler ging er 1983 nach Münster-Amelsbüren, 1990 kehrte er nach Ochtrup zurück.
Für seine Zeitzeugenarbeit, etwa in Schulen und bei Vorträgen, erhielt Scheipers zahlreiche Ehrungen, darunter das Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen und das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. 2012 feierte der Prälat sein 75-jähriges Priesterjubiläum.
Seine Geschichte hat Scheipers im Buch "Gratwanderungen. Priester unter zwei Diktaturen" publiziert. Es erscheint in inzwischen achter Auflage im Benno-Verlag Leipzig. Zudem hat das Hilfswerk "Kirche in Not" eine kostenlose Interview-CD mit Scheipers veröffentlicht.
(Text: Johannes Bernard, Jens Joest | Foto: Johannes Bernard
23.07.2013)